Lessing-Tage / Richard Sennett im Thalia Theater ignorierte sein angekündigtes Thema "Aufruhr". Schade. Aber drei Gedanken nehme ich mit aus seinem Vortrag:
- Begriffe wie multikulturell gaukeln uns Harmonie vor, die Illusion "alle mögen oder verstehen sich". Solche Begriffe sollte man fallen lassen, denn die heutige sehr heterogene Stadtgesellschaft beruht auf Verschiedenheit - und die muss akzeptiert werden.
- Die beliebteste Wohnform in Großstädten ist 2015 die "gated community", sagt Sennett. Aber unsere sehr heterogene Stadtgesellschaft funktioniert nur mit Begegnungen und Austausch zwischen den sozialen Gruppen, die sich gegenseitig mit Vorurteilen oder Angst betrachten.
- Deshalb muss Stadtplanung vorsehen: Öffentliche Plätze, Einkaufs- oder Sozialbereiche an den Rändern ganz unterschiedlicher Quartiere. So verfließen die (Kommunikations-) Grenzen zwischen den so Unterschiedlichen. Sennett schafft ein eindrucksvolles Bild, in dem er unterscheidet zwischen positiver Grenze "Border" und nicht wünschenswerter Abgrenzung "Boundary". Von der Naturwissenschaft habe er gelernt, dass eine Grenze (Membrane) durchlässig sei, auch wenn sie nicht alles durchlasse.
Und was sehen wir für Kultwerk daraus? Dass wir auf unser Programm stolz sein können (und dringend endlich im ex-Möbelhaus weiter machen müssen). Denn auf die Kernpunkte von Sennetts Überlegungen hat Prof. Dieter Läpple im Kultwerk 2008 hingewiesen. Sennett erwähnte die internationale Konferenzreihe Urban Age, deren Organisator Philipp Rode wir 2010 im Kultwerk zu Gast hatten; Rode sprach auch über soziale Trennung und Räumliche Abgrenzung in Megacities.
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