Hannover und London

Das Fußball-Länderspiel in Hannover wurde abgesagt. Den TV-Bildern vom leeren Stadion folgten kurz darauf die vom Wembley-Stadion in London, wo das Spiel England-Frankreich stattfand: Bewegende Szenen von Trauerbewältigung und Zusammenhalt. Warum findet in London statt, was in Hannover nicht stattfinden darf? Hat London eine bessere Polizei als die Niedersachsen, sieht die klarer, sichert sie besser im Vorwege? Haben die Briten einen  besseren Geheimdienst? Wir  sollen vagen Andeutungen vertrauen von "sich über den Tag verdichtenden Indizien und Hinweisen" auf einen möglichen Terroranschlag. In London wird es auch Indizien gegeben haben. Wir dürfen nach Terrorakten die Wahrscheinlichkeit von trittbrettfahrenden Hinweisgebern annehmen. Wir geht man mit solchen vagen Hinweisen selbsternannter Wissender um? In Deutschland sollen die Bürger Innenminister de Maizière den von ihm erbetenen "Vertrauensvorschuß" geben. Das fiel Manchem schwer. Mir auch. Und zwar nicht nur weil ich mir TV-Bilder wie aus London auch aus Hannover gewünscht hätte: Mitgefühl und Mut, Zusammenhalt gebunden in Symbolik. Der "Vertrauensvorschuß" für einen Minister und eine Bundesregierung, die wenig Überzeugendes und Vertrauensbildendes getan hat angesichts der seit dem Frühsommer jedem ersichtlichen Flüchtlingskrise. Gute Worte gab es zwar, sogar hörbar trotz der steten Kakophonie. Aber wo war und ist das überzeugende Management in Berlin angesichts der Riesenaufgabe, die zu bewältigen ist? Kluges, verantwortungsvolles und koordiniertes Management in täglicher Zusammenarbeit vieler Institutionen wollen wir sehen. Danach könnte Thomas de Maiziere überzeugend um Vertrauensvorschuß bitten. Last not least: Wir wissen heute, dass stark steigende Flüchtlingszahlen nicht nur von Migrationsforschern schon Ende 2013 angekündigt wurden sondern auch von NGOs.